Humor als Eisbrecher

Karikatur-Foyer

„Die gezeichnete Schwester des Kabaretts“

Was die spitze Zunge für Kabarett ist die scharfe Feder für Karikatur: Die Bühne im Hof vereint die beiden artverwandten Kunstformen und lädt in ein mit Karikaturen ausgestattetes Foyer.

In Kabarettstimmung gebracht

Portraitfoto von Alexander Hauer
© Atelier Schulte

Im sogenannten Karikaturfoyer trifft man vor den Veranstaltungen in der Bühne im Hof in St.Pölten nicht auf Werbung, sondern auf eine Mini-Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Karikaturmuseum Krems. Das verstärkt die Vorfreude! „Es ist eine zufällige Begegnung mit einer Kunst, mit der man hier nicht rechnet, die aber unter die Haut kriecht“, sagt Alexander Hauer, künstlerischer Leiter der Bühne in Hof. Er spricht von einer „Guerillamethode“. Denn es gehe nicht darum, laut oder plakativ zu sein und den Gästen etwas aufs Aug zu drücken. Vielmehr beobachtet er oft interessierte Blicke und wie jemand über eine Zeichnung schmunzelt.

Spitze Zunge, scharfe Feder

© KMK, Foto: Skokanitsch

Die Idee zum Karikaturfoyer entstand gemeinsam mit Gottfried Gusenbauer, dem Direktor des Karikaturmuseum Krems. Er ist es auch, der die jährlich wechselnden Zeichnungen auswählt. „Wir schenken dem Publikum eine gedankliche Auseinandersetzung, eine weitere Ebene, die sensibilisiert für die Sager da drinnen“, sagt Gusenbauer zur Bühne zeigend. Dort kommen trotz der 400 Plätze in familiärer Atmosphäre Chanson, Zirkus, Jonglage, Clownerie, Marionetten, Musik zur Aufführung. Und die kritische Zeichenkunst kommt auf unmittelbare Weise in einen neuen Rahmen.

Parallelen zur kritischen Zeichenkunst

Besonders mit dem Kabarett gibt es viele Parallelen zur kritischen Zeichenkunst. Was sie verbindet? Der gesellschaftspolitische Stellenwert. „Wir wohnen unter einem künstlerischen Dach. Durch Humor lassen sich Themen ansprechen, die die Gesellschaft nicht mehr aushält“, sagt Gusenbauer. 
Eine humorvolle Zeichnung oder ein Text kann Themen, die sich spießen oder wehtun, ansprechen. Über Humor lassen sich Tabus aufbrechen. Oft wirkt er verbindend. Der Museumsdirektor erwähnt die aufgeregte Debattenkultur: „Wenn wir uns pausenlos in der eigenen Bubble befinden, ist das Akzeptieren einer anderen Meinung schwierig.“ 
Das Karikaturmuseum Krems sieht sich in einer Art Vermittlerrolle. Es gehe darum, die Diskussion aufrecht zu erhalten, „ohne eine andere Meinung gleich wegzuwischen“. Humor kann das Gemeinsame sein, der Weg, über den Menschen mit unterschiedlichen Ansichten wieder zusammenkommen. Das gilt für Kabarett wie Karikatur gleichermaßen. 

    Gebündelte Kräfte der Satire

    Auf den Punkt bringen und dahinter schauen, das schafft sowohl die Karikatur als auch das breite Spektrum der Kunst in der Bühne im Hof. Hauer vergleicht die tagespolitische Karikatur mit Stand-up-Comedy. Beides sei schnell, kreativ, gewitzt und gesellschaftspolitisch relevant. Denn: „Kritiklosigkeit ist das Ende der Demokratie“, betont Hauer.
    Eine Künstlerin, der beide künstlerischen Ausdrucksformen liegen, hat als erste im Karikaturfoyer ausgestellt: Stefanie Sargnagel zeichnet, schreibt und steht auf der Bühne. Die artverwandten Disziplinen ergänzen sich gut. Das Karikaturfoyer verbindet hier zwei Medien mit ähnlicher Wirkung. Besser kann man den Moment des Wartens und der Vorfreude auf ein Kulturerlebnis nicht nutzen, als mit einem Appetithäppchen aus einer anderen Kunstform.

    Aktuelle Ausstellung: 

    KOMPLETT KAFKA

    Franz Kafka hat nicht nur Prosa geschrieben, er zeichnete auch leidenschaftlich gern: "Du, ich war einmal ein großer Zeichner", schrieb er 1913 halb ironisch, halb stolz an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst "mehr befriedigt als irgendetwas". Was liegt also näher, als ihn zu seinem Jubiläum mit einer Comic-Biografie zu ehren? Und dann auch noch von Nicolas Mahler, der einen ähnlichen minimalistischen Zeichenstil pflegt?

    NICOLAS MAHLER

    Nicolas Mahler, geboren 1969, lebt und arbeitet als Comic-Zeichner und Illustrator in Wien. Seine Comics und Cartoons erscheinen in Zeitungen und Magazinen wie DIE ZEIT, NZZ am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Titanic. Für sein umfangreiches Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet; unter anderem erhielt er 2010 den Max-und Moritz-Preis als "Bester deutschsprachiger Comic-Künstler", 2015 den Preis der Literaturhäuser und 2019 den Sondermann-Preis. Mahler ist künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung in Wien

    https://www.suhrkamp.de

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